Vorproduktion bei Filmen und Videos - Die Checkliste für ein perfektes Bewegtbild
Das Drehbuch ist verfasst, Sie haben die notwendigen finanziellen Mittel zur Verfügung und können es kaum abwarten, mit den Dreharbeiten zu beginnen. Verständlich, doch ohne Plan loszulegen ist selten eine gute Idee - besonders dann, wenn es um die Produktion eines Films geht.
Bei einer Filmproduktion kann es schnell passieren, dass man den Überblick verliert und vom Weg abkommt. Deshalb ist es umso wichtiger, viel Arbeit in die Vorproduktion zu investieren. In dieser Phase stellen Sie alles zusammen, was Sie benötigen, um Ihren Film erfolgreich umzusetzen.
Die typischen Phasen der Filmproduktion
Die Filmproduktion beschreibt den Prozess der Herstellung einer Fernsehserie, eines Films, eines Werbespots oder eines Unternehmensfilms wie zum Beispiel eines Imagefilms. Für gewöhnlich gliedert sich die Filmproduktion in die Phasen der Projektentwicklung, Vorproduktion, Dreharbeiten, Postproduktion und der Filmverwertung.
Die Projektentwicklung umfasst die Stoffentwicklung, das Verfassen des Drehbuchs, die Filmfinanzierung sowie die Filmkalkulation. In der Phase der Vorproduktion geht es um alle organisatorischen und technischen Arbeiten, die vor den eigentlichen Dreharbeiten erforderlich sind.
Die eigentliche Realisierungsphase des Films sind die Dreharbeiten. Die Postproduktion stellt den letzten Schritt dar und beinhaltet alle zur Nachbearbeitung des Films erforderlichen Arbeiten, beispielsweise das Hinzufügen von Spezialeffekten. Die Produktion eines Films endet typischerweise mit der Veräußerung der Nutzungsrechte, also der Filmverwertung.
Erste Schritte: Was ist die Vorproduktion?
Die Phase der Vorproduktion eines Films, auch Preproduction genannt, umfasst jegliche Arbeiten, welche den Dreharbeiten vorausgehen. Dazu gehören insbesondere Änderungen und Anpassungen des Drehbuchs, die Location Suche, Bühnenbau-Arbeiten, die Materialauswahl sowie die Besetzung der Rollen.
Die Vorproduktion besteht aus vielen kleinen Teilen, die perfekt aufeinander abgestimmt werden müssen, damit diese später bei den Dreharbeiten und für die eigentliche Produktion ein nahtloses Ganzes bilden. Das erfordert eine präzise Koordination, einen hohen Einsatz aller beteiligten Personen sowie ein hohes Maß an Teamarbeit.
Sobald die vorangehende Finanzierungsphase abgeschlossen ist, beginnt die Vorproduktion. Sie endet schließlich mit den Dreharbeiten. Allerdings sind die Arbeiten der Vorproduktion oftmals bei Beginn der Dreharbeiten noch nicht abgeschlossen. Daher bezieht sich der Begriff „Vorproduktion“ eher auf die Planungs- und Designprozesse als auf eine zeitlich begrenzte Arbeitsphase an einem Film.
Die einzelnen Schritte der Vorproduktion Ihres Films
Damit Sie bei der Preproduction Ihres Films nichts vergessen, haben wir für Sie eine umfassende Checkliste mit allen wichtigen Schritten erstellt:
- Festlegung des Drehbuchs
- Bestimmung des Filmbudgets
- Finden einer Filmproduktion
- Zusammenstellung der Crew
- Zerlegung des Skripts
- Zeichnen des Storyboards
- Finden von Locations
- Durchführung von Castings und Table Reads
- Einweisung des Art Departments
- Versicherungen, Verträge & Genehmigungen
- Erstellen des Drehplans und der Shotlist
- Tech Scout und Beschaffung des Equipments
Betrachten wir nun die einzelnen Punkte im Detail:
1. Festlegung des Drehbuchs
Das Verfassen des Drehbuchs ist Teil der Projektentwicklungsphase. Trotzdem wird dieses von der ersten Version bis zum endgültigen Skript immer wieder geändert und angepasst. Das kann zum Problem werden, wenn Sie mit den Vorbereitungen für den Dreh bereits begonnen haben, das Drehbuch aber noch nicht komplett abgeschlossen ist. So planen Sie eventuell eine Szene, die später im endgültigen Skript nicht mehr vorhanden ist.
Um das zu verhindern, gibt es den Picture Lock. Damit ist der Moment gemeint, ab dem das Drehbuch feststeht und nicht mehr verändert wird. Das Skript ist sozusagen „geschlossen“, oder auf Englisch „locked“.
Allerdings kann es in der Realität dazu kommen, dass das Drehbuch angepasst wird, beispielsweise wenn die Geschichte an einen Drehort angepasst und umgeschrieben werden muss. In diesem Fall ist es dann essenziell, alle Beteiligten über die Veränderungen in Kenntnis zu setzen, damit alle auf dem aktuellen Stand sind.
2. Bestimmung des Filmbudgets
Mit der Vorproduktion können Sie erst beginnen, wenn Sie ein Budget zugesichert haben und wissen, wie viel Sie die Dreharbeiten ungefähr kosten werden. Denn bevor Sie Entscheidungen bezüglich der Filmproduktion treffen können, brauchen Sie einen Plan, wofür Sie Geld ausgeben können.
Sie benötigen also eine genaue und zuverlässige Filmkalkulation, welche nur mit einem Filmbudget möglich ist. Aus diesem Grund folgt auf das Drehbuch an erster Stelle direkt das Budget.
3. Finden einer Filmproduktion
Ein Skript können Sie so gut wie überall schreiben. Doch wenn es um Verträge, Versicherungen und dergleichen geht, ist eine professionelle Plattform, beispielsweise eine seriöse Filmproduktionsfirma, notwendig.
Alternativ können Sie Ihre eigene Filmproduktion gründen. Sie sollten sich jedoch im Klaren darüber sein, dass Sie dabei viel Geld sowie Energie und Zeit für andere Dinge benötigen, die besser in den Film investiert werden sollten.
Durch die Zusammenarbeit mit einer etablierten Produktionsfirma haben Sie Zugriff auf ein Produktionsbüro sowie das gesamte Fachwissen. Zudem profitieren Sie von den Erfahrungen und dem Netzwerk der Firma.
4. Zusammenstellung der Crew
Zu Beginn der Vorproduktion sollten Sie die wichtigsten Positionen besetzten. Dazu gehören, falls Sie diese Rolle nicht selbst übernehmen, die produzierende Person, die Regie, die Kameraperson, die komponierende Person sowie die Produktionsleitung.
Sobald Sie diese Schlüsselpositionen besetzt haben, können Sie damit starten, die Dreharbeiten vorzubereiten. Im Laufe der Zeit werden die Produktionsleitung, Kameraperson und Regie gemeinsam die restlichen Besatzungsmitglieder rekrutieren und verpflichten.
5. Zerlegung des Skripts
Auf den Picture Lock folgt jetzt der sogenannte Script Breakdown. Dabei schlüsseln Sie das Drehbuch Szene für Szene in seine Bestandteile auf und erstellen ein Inventar von allem, was Sie für die Dreharbeiten benötigen. Hierbei erstellen Sie beispielsweise jeweils eine Liste für alle Drehorte, Requisiten, Rollen, Kostümbeschreibungen, Statisten und so weiter.
Mithilfe dieser Listen erhalten Sie einen klaren Überblick über alles, was Sie für Ihre Dreharbeiten benötigen. Mit diesem Wissen können Sie ebenfalls konkretisieren, wie und wofür Sie Ihr Budget verwenden werden. Nach der Zerlegung Ihres Skripts haben Sie nun schon ein Drittel der Vorproduktion hinter sich.
6. Zeichnen des Storyboards
In diesem Schritt wird Ihr Drehbuch mithilfe von Storyboards, also gezeichneten Bildern visualisiert und zum Leben erweckt. Storyboards werden in einem Comic-Stil gezeichnet und setzen das Drehbuch illustrativ um. So bekommen Sie eine Vorstellung vom fertigen Film und wie er Szene für Szene aussehen wird.
Storyboards geben Ihnen zudem die Möglichkeit, Ihre Vision mit der Besetzung und Crew zu teilen und sie zu informieren. Während das Drehbuch als eine Art Reiseführer fungiert, dient das Storyboard als Roadmap.
7. Finden von Locations
Sobald Sie Ihr Storyboard haben, nutzen Sie dieses, um passende Drehorte zu finden. Seien Sie sich jedoch bewusst, dass das Finden von geeigneten und dem Filmbudget entsprechenden Drehorten einen langen Prozess darstellt und kaum mit einem einzigen Schritt getan ist.
Gegebenenfalls müssen Sie bereit sein, Kompromisse bei der Wahl der Locations einzugehen. Zum Beispiel finden Sie einen Ort, der dem Großteil, jedoch nicht allen Anforderungen entspricht. Wenn es keine Alternativen gibt, entscheiden Sie sich für diesen Drehort und passen die Story und das Storyboard an.
In der Preproduction geht es oftmals darum, zu verhandeln, Kompromisse zu finden und Interessen zu vereinen. Das gilt besonders für das Finden von Drehorten.
8. Durchführung von Castings und Table Reads
Nun geht es um die Besetzung Ihres Films. In der ersten Phase des Castings werden die Sprechrollen besetzt – zuerst die wichtigsten Hauptrollen, dann die weiteren Charaktere. Anschließend suchen und bestimmen Sie die Komparsen und Statisten, die während des Drehs zum Einsatz kommen.
Sobald Sie alle Rollen besetzt haben, ist es ratsam, einen Table Read durchzuführen. Dadurch bekommen Sie ein Gefühl dafür, wie Ihre Geschichte mit echten Stimmen klingt. Außerdem hilft das Ihnen dabei, zu entscheiden, ob Sie die richtige Besetzung gefunden haben oder ob bestimmte Rollen neu besetzt werden müssen.
9. Einweisung des Art Departments
Das Art Department Ihres Films kümmert sich um die Kulissen, Requisiten, Dekorationen und Kostüme für Ihren Dreh. Es ist entscheidend, da es in der Preproduction gemeinsam mit Ihrer Vision den Look des Films mitbestimmt.
10. Versicherungen, Verträge & Genehmigungen
Mit diesem Schritt starten Sie in das letzte Drittel der Preproduction. Jetzt geht es darum, rechtliche und administrative Fragen zu klären, zum Beispiel:
- Sind alle erforderlichen Versicherungen abgeschlossen?
- Haben alle Beteiligten, sofern notwendig, Verträge unterzeichnet?
- Haben Sie benötigte Drehgenehmigungen eingeholt?
- Sind Verzichtserklärungen unterschrieben worden?
11. Erstellen des Drehplans und der Shotlist
Das Erstellen eines Drehplans trägt wesentlich zum Risikomanagement Ihrer Filmproduktion bei und sollte daher niemals übersprungen werden. Während es beim Script Breakdown im Kern um das Zerlegen des Drehbuchs geht, werden hier die einzelnen Szenen nun in eine logische Abfolge gebracht.
Selbstverständlich können Sie Ihren Film chronologisch Szene für Szene drehen. Kommt allerdings beispielsweise ein Ort in verschiedenen Teilen Ihres Films vor, ist es wesentlich kostengünstiger, alle diese Szenen direkt nacheinander zu drehen. Das wird als „Stacking Production“ bezeichnet. Es senkt die Kosten des Drehs und erleichtert die Logistik.
Der Drehplan dient Ihnen und Ihrem Team als roter Faden, an dem Sie sich jeder Zeit während des Drehs orientieren können, um keine wichtigen Elemente zu übersehen.
12. Tech Scout und Beschaffung des Equipments
Besichtigen Sie zunächst gemeinsam mit dem technischen Personal den Drehort im Rahmen des Tech Scouts. Das hilft der Crew dabei, zu planen, welches Equipment benötigt wird und wo es positioniert werden soll.
Das benötigte Equipment wird zusammengefasst und aufgelistet. Mit der Liste können dann Angebote eingeholt, mit dem Terminplan und dem Budget abgeglichen und schließlich bestellt werden.
Fazit: Die Vorproduktion eines Films
Planung ist das halbe Leben – dieser Spruch gilt besonders für die Vorproduktion eines Films. Eine präzise, wohlüberlegte Planung hilft Ihnen dabei, Risiken zu minimieren und den Production Value festzulegen.
Orientieren Sie sich bei der Vorproduktion von Ihrem Imagefilm einfach an unserer Checkliste und nehmen Sie sich genügend Zeit, alle Aufgaben gewissenhaft abzuarbeiten. So werden Ihre Dreharbeiten ohne Probleme starten und reibungslos über die Bühne gehen.
See what you get.
Be what you see.